Also schreiben. Für nichts. Für niemanden. Aus Mangel an Alternativen. Aus Erfahrung, dass nicht schreiben auch nicht hilft. Im Wissen, nicht weiter zu machen, nach kurzer Zeit schon. Im Wissen, dass dies nicht aufnehmen kann, was zu geben wäre, dass es sich um das falsche Medium handelt, noch eher falsch als ein anderes, ein weniger falsches, das zu finden wäre inmitten all der falschen Medien. Das hier nicht. Das ist es nicht.

Und für niemanden der hört, für niemanden der liest. Nur der Raum. Auch nicht, nein. Auch nicht der Raum. Für niemanden. Für nichts.

Wenn ein außerirdisches Lebewesen käme, wenn es uns sähe, wenn es das läse, dann wäre es nicht für es. Das wäre es nicht.
Der Text von damals, der Text aus Tromsø ist verloren. Weil er in einem Notizbuch stand, dem einzigen Notizbuch, das jemals verloren ging. Wenn das hier dieser Text gewesen wäre, würde er zu dem außerirdischen Lebewesen, denn ein Lebewesen wäre es, trotz alledem, er würde zu ihm sprechen. Zu es. Dieser aber nicht. Der nicht.

Ein Goldtopf am Ende des Regenbogens, den niemand findet, den niemand fände. Der Goldtopf für keine, für keinen, für nichts. Ein Jahrmarktsfest. Zu nirgendwo. Ein Jahrmarktsfest zu nirgendwo, bei dem nichts geschieht, bei dem nichts passiert. Nichts passiert. Nichts geht vorüber. Wir gehen nicht vorbei. Es gibt hier nichts zu sehen.
Also für niemanden, für nichts. Falls das noch nicht klar war. Es sollte klar sein, denn es stimmt. Es stimmt, dass es für niemanden ist, für niemanden und für keine Hoffnung.

Anders als der Text aus Tromsø, der verschollen liegt in dem Notizbuch, der der Anfang war, der richtige Anfang. Und weil der richtige Anfang verlorenging, wird es nun der falsche werden, der Anfang für keinen, der Anfang für keine, der Anfang für niemanden dazwischen. Dieser Text, der verlorenging, wie andere Dinge verlorengingen, bemerkt und unbemerkt, der Text aus Tromsø bemerkt, denn auf ihm lag Hoffnung. Anderes, auf dem keine Hoffnung lag, ging unbemerkt verloren, unbemerkt erwartungslos. Da und weg. Unbemerkt. Nie da gewesen, nie verschwunden. Im Moment des Verschwindens schon nicht mehr da, um überhaupt verschwinden zu können. Dafür schon nicht mehr da. Nicht mal dafür. Dafür nicht da.

Aber vieles vielfach bemerkt, vielfach das Verschwinden bemerkt, das Verschwundensein, das einstige Verschwinden und das jetzige Verschwundensein vielfach bemerkt, vieles, sehr vieles. Wenn auch für nichts, für niemanden. Wenn auch jemand: für niemanden. Wenn auch etwas: für niemanden. Trotzdem, trotz allem, trotzig bemerkt, das Verschwinden von vielen, von vielem, vielfach bemerkt ihr Verschwundensein, so wie eben ihr Verschwinden, alles bemerkt und alles für nichts, vielfach für nichts, für niemanden. Immerhin für niemanden. Vielfach nichts für niemanden, aber bemerkt, vielleicht zu viel. Zu viel bemerkt das verloren ging. Zu vieles auf dem Hoffnung lag, zu vieles auf dem Hoffnung liegt, Hoffnung für nichts und für niemanden, aber eben Hoffnung, wenn auch für nichts und für niemanden, so doch Hoffnung, auf etwas liegende Hoffnung, auf jemandem liegende Hoffnung, liegende Hoffnung, für niemand, für nichts. Keine Hoffnung hat ihren Platz, jede Hoffnung hat keinen Platz, keinen Platz für jede Hoffnung und keine Hoffnung für jeden Platz. Das wäre nichts als folgerichtig.












Und der Text müsste längst viel weiter sein, aber er ist es nicht, er ist, wo er ist. Vielleicht wäre der Text aus Tromsø weiter gewesen, vielleicht hätte er weiter gereicht, aber der hier reicht nur so weit zu sagen: keiner, niemand, niemandem reicht das, dafür reicht das.

Aber das reicht nicht. Der Text aus Tromsø reichte weiter. Der Text aus Tromsø, aus dem Café über dem Polarkreis, an der Schnittstelle des anderen Lebens, das möglich wäre, gewesen wäre, würde man nicht, aber man würde, und man hat, und hat man nicht dann hat etwas anderes, auf jeden Fall genug um zu vergessen, das Glück, denn das Glück ist das Schlimmste. Also lieber für niemanden. Also lieber für nichts. Bloß nicht das Glück, denn das ist das Schlimmste.
Für niemanden jetzt. Das hier für niemand. Der Text aus Tromsø wär für alle gewesen. Aber der hier ist für niemanden. Dokument ohne Namen. Ungespeichert. Bevor „speichern“ nichts mehr sagen kann, weil es kein Gegenteil mehr gibt, kein Gegenteil mehr geben wird.

Nur noch den Fehler, den ungebetenen Gast, den Eindringling, das Unkalkulierte, das nicht Vorgesehene, den Unfall, den Fall der nicht sein darf, der gar kein Fall ist, der Angriff aus dem Hinterhalt, das unbemerkt Grenzen Passierende, die Unaufhaltsamen unterm Radar, erst unter dem Radar, dann überall auf dem Radar, erst darunter und dann überall, weil die Angst schon immer da war, weil die Angst überall war, unterm Radar, der Grund für das Radar, die Angst, ein großes, unklares Wort, was soll sie sein, die Angst, klar, dass sie immer schon da war, klar, dass sie unterm Radar war, wenn sie alles war und alles ist, alles was man nicht anders nennt, dann ist klar, dass sie immer schon da war und dann bedeutet es nichts zu sagen, sie wäre immer schon da gewesen. Auch die Angst also für nichts, die ewig anwesende Angst: für nichts. Angst vor nichts. Angst für nichts. Angst vor niemandem. Angst für niemanden. Alles andere ist Angst. Es taugt zu nichts, das Wort, Synonym, es ist nur ein Synonym für alles, für alles das man nicht anders nennt, für alles andere, das ist die Angst.

Sie müsste demnach ein Freund sein.
Ein Partner für eine Allianz.
Eine Allianz für nichts.
Für niemanden und nichts.